Gleich zwei der diesjährigen Forschungspreise des Landes Steiermark gehen an Wissenschafter der Karl-Franzens-Universität Graz: Der Historiker Univ.-Doz. Dr. Martin Moll wird mit dem Erzherzog-Johann-Forschungspreis, der Philosoph Univ.-Prof. Dr. Udo Thiel mit dem Forschungspreis des Landes Steiermark 2014 ausgezeichnet. Den Förderungspreis für Wissenschaft und Forschung erhält Dipl.-Ing. Dr. Stefan Freunberger von der TU Graz. Landesrat Christopher Drexler überreichte die Auszeichnungen am 5. Dezember 2014 im Weißen Saal der Grazer Burg.
Martin Moll ist seit 2003 Universitätsdozent am Institut für Geschichte der Uni Graz. Seine Forschungsgebiete umfassen die Weltkriege sowie die Spätphase der Habsburgermonarchie, Medien- und Propagandageschichte. Den Erzherzog-Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark 2014 bekommt der Historiker für seine Publikation „Die Steiermark im Ersten Weltkrieg. Der Kampf des Hinterlandes ums Überleben 1914–1918“. In diesem Buch, erschienen bei Styria Premium als Band 43 der Reihe „Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark“, entwirft Moll das erste fundierte, quellenbasierte Gesamtpanorama eines hochindustrialisierten, zweisprachigen Kronlandes der Habsburgermonarchie während der vier Kriegsjahre. Basierend auf einer dichten Aktenlage schildert er anschaulich und mit zahlreichen Illustrationen, wie der Kampf an den fernen Fronten auch das Leben der Zivilbevölkerung und die Arbeit der Behörden weitab vom Kriegsgeschehen massiv in Mitleidenschaft zog, und welche Lösungen zur Überwindung der anstehenden Probleme entwickelt wurden.
Udo Thiel ist Universitätsprofessor für Geschichte der Philosophie und Leiter des Alexius Meinong-Instituts der Uni Graz. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der Erkenntnistheorie, Metaphysik, die Philosophie des Geistes und der Ästhetik der Frühen Neuzeit. Mit dem Forschungspreis des Landes Steiermark 2014 wird Thiel für seine Publikation „The Early Modern Subject: Self-Consciousness and Personal Identity from Descartes to Hume”, erschienen bei Oxford University Press, ausgezeichnet. In seiner Arbeit unternimmt der Wissenschafter als Erster eine umfassende detaillierte Analyse und kritische Bewertung von mehr als 100 Jahren philosophischer Auseinandersetzung mit Fragen zu Person, Selbstbewusstsein und Identität in Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Was ist eine Person? Ist Selbstbewusstsein eine Bedingung von Personalität? Wodurch sind wir gerechtfertigt zu sagen, dass jemand zu verschiedenen Zeiten dieselbe Person ist? Diese Fragen sind von wesentlicher Bedeutung für konkrete praktische, moralisch und rechtlich relevante Zusammenhänge, etwa wenn es um die Zurechnung von Handlungen geht. Somit spielen sie auch in der öffentlichen Diskussion, beispielsweise im Bereich der angewandten Ethik, eine zentrale Rolle.