Seit 120 Jahren befindet sich dieses Dokument gemeinsam mit 51 anderen Papyri im Besitz der Universität Graz. Es gelangte als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung einer Ausgrabung zweier britischer Ägyptologen durch die Universität nach Graz. Das Papyrus-Fragment ist rund 400 Jahre älter als die bislang bekannten ersten Bücher der Welt.
Sensationelle Entdeckung
Die Buchrestauratorin der Universitätsbibliothek, Theresa Zammit Lupi, entdeckte bei Routinearbeiten Sensationelles: Der Papyrus weist wesentliche Merkmale eines Buches auf. Der altgriechische Text wurde in Spaltenform geschrieben, in der Mitte des Dokuments befindet sich ein Falz, es gibt Löcher, die auf eine Bindung hinweisen, und es wurde sogar der Rest eines Bindfadens gefunden. Die Buchrestauratorin geht in ihrer These davon aus, dass dieses Doppelblatt gemeinsam mit anderen gefalteten Blättern einen Kodex bildete – einen Stapel miteinander verbundener Texte. Erste Belege dieser Kodexform sind bislang erst aus dem frühen Christentum bekannt. Bis
jetzt galt die Schriftrolle als die ausschließlich verwendete Buchform der ptolemäischen Zeit in Ägypten. Da das Grazer Papyrus-Fragment einst Teil der dekorativen Umhüllung einer Mumie war, bekam es den Namen „Mumienbuch“.
TV-Doku im Stil eines Wissenschaftskrimis
Die TV-Dokumentation von Regisseur Günter Schilhan erzählt im Stil eines Wissenschaftskrimis die Geschichte des Grazer Mumienbuches. Sie wird am 29. Dezember in ORF 2 ausgestrahlt. Die Entdeckung dieser wissenschaftlichen Sensation wurde monatelang geheim gehalten, bis die Universität Graz damit an die Öffentlichkeit ging. In den vergangenen Monaten wurde das Papyrus-Fragment von internationalen Fachleuten begutachtet und mit modernsten wissenschaftlichen Methoden an der Universität Hamburg untersucht. Weiters drehte das Filmteam auch in Oxford und begab sich auf die Spuren der beiden britischen Forscher Bernard Grenfell und Arthur Hunt, die das Grazer Papyrus-Fragment im Jahr 1902 bei ihren Ausgrabungen in der ägyptischen Nekropole Hibeh (heute El Hiba) gefunden haben. Zur wissenschaftlichen Bedeutung nehmen unter anderem die Entdeckerin des Grazer Mumienbuches, Theresa Zammit Lupi, der Rektor der Grazer Universität, Peter Riedler, die Leiterin der Universitätsbibliothek, Pamela Stückler, und der Leiter der Sondersammlungen, Thomas Csanády, Stellung.