In der Tat geht der gestrige Tag in die Geschichte der Universität Graz ein. Mit einem Sondertransport wurden die letzten Teile der Sondersammlungen der Universitätsbibliothek vom Außenlager in der Weinzöttlstraße 16 zurück in den neuen Tresorraum an den Universitätsplatz 3a gebracht. Da sich der Wert des Inhalts innerhalb des LKW nur schwer schätzen ließ – rund 500 Millionen Euro –, eskortierten drei Beamte der Grazer Polizei den Transport – sicherheitshalber. Am Campus wurden die Schriften von Rektor Martin Polaschek und Petra Schaper-Rinkel, Vizerektorin für Digitalisierung, in Empfang genommen. Zuerst verließen der Briefwechsel zwischen Johannes Kepler und des Mathematikers und Astronomen Paul Guldin, datiert 1618 bis 1627, sowie eine Zivil-Rechtshandschrift aus Bologna in lateinischer Sprache aus dem 14. Jahrhundert die Ladefläche des Transporters.
Aber kurz zurück zum Anfang der Geschichte. Vor vier Jahren übersiedelten die mehr als 3000 Handschriften und Inkunabeln, die an der Universitätsbibliothek aufbewahrt werden, in ein gesichertes Außenlager nach Graz Andritz. Die Bundesimmobiliengesellschaft und Universität Graz sanierten und erweiterten das Gebäude, im Herbst 2019 wurde es fertiggestellt und von der Bibliothek wieder bezogen. Während die neuen Bestände rasch zurückgesiedelt wurden, folgten in der Abteilung für Sondersammlungen monatelange Temperatur- und Klimamessungen im Tresor. „Während der Zeit des Umbaus mussten alle Bestände ausgelagert werden. Unsere wertvollsten Objekte werden jetzt zuletzt rückgeführt“, erzählt der wissenschaftliche Leiter der Sondersammlungen, Erich Renhart. Es kam die Corona-Krise, so entschied man sich den Transport auf Anfang 2021 zu verlegen. Am 20. Jänner war es dann so weit. „Wir haben die Schriften erst in dem Moment wieder bei uns zurückhaben wollen, wo wir die optimalsten Bedingungen für unsere wertvollsten Bestände geschaffen haben“, betont Vizerektorin Schaper-Rinkel.
Die Handschriften und Inkunabeln sind Objekte der Wissenschaft und stehen der Forschung zur Verfügung. Rund 40 Prozent aller Unikate sind bereits digital verfügbar und können über das Internet beforscht werden. Doch die beste Digitalisierung der Welt ersetzt eine Arbeit am Objekt nicht. „ForscherInnen und Studierende können mit den Handschriften wieder vor Ort arbeiten und sie verwenden - sobald es die Corona-Fallzahlen wieder erlauben“, freut sich Rektor Martin Polaschek.
Weitere Infos: Homepage Abteilung für Sondersammlungen