Rektorin Christa Neuper übernimmt nach dem Rotationsprinzip am 1. Juli 2016 für drei Monate den Vorsitz der Steirischen Hochschulkonferenz. Im Interview spricht Neuper über die Entwicklung des Hochschulraums.
Ab 1. Juli sind Sie Vorsitzende der Steirischen Hochschulkonferenz. Welches gemeinsame Projekt der Hochschulkonferenz liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen?
Das Thema Hochschuldidaktik ist ein zentrales Anliegen aller neun Hochschulen, in dem eine gemeinsame Vorgehensweise richtungsweisend ist und das die Nutzung von Synergien ermöglicht. Daher haben wir „Lehren und Lernen – Hochschuldidaktik im steirischen Hochschulraum“ als Leuchtturmprojekt festgelegt. Ziel ist es, gemeinsame Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen zu entwickeln sowie die Forschung in diesem Themenfeld zu forcieren. Da gibt es bereits erste Erfolge, wie zum Beispiel ein abgestimmtes Lehrkompetenzmodell für den Steirischen Hochschulraum oder das Fortbildungsprogramm für den Einsatz von Technologie der Lehre, darauf wollen wir aufsetzen.
Das gesunde Altern ist gerade ein Thema der Steirischen Hochschulkonferenz. Welchen Stellenwert hat das dazugehörige Projekt „Stay Tuned“ für Sie?
Als größte steirische Universität hat die Karl-Franzens-Universität rund um den Themenbereich „gesund älter werden“ schon viele Akzente gesetzt, unter anderem mit unserem strategischen Projekt Work-Life-Balance. Wir wollen MitarbeiterInnen optimale intellektuelle, fachliche und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Entsprechende Angebote helfen dabei, private und berufliche Bereiche gut miteinander zu verbinden.
Diese Erfahrungen können ein Mosaikstein in der Bündelung des ExpertInnenwissens sein. Dazu kommt, dass ein attraktiver Arbeitsplatz die Motivation der MitarbeiterInnen erhöht, aber auch für künftige ArbeitnehmerInnen interessant ist. Denn die Hochschulen stehen im weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe.
Darüber hinaus verfügen Universitäten bzw. Hochschulen über ein hohes Maß an wissenschaftlicher Kompetenz und leisten mit Forschungen einen bedeutenden Beitrag für neue Erkenntnisse zu „Healthy Aging“. Vieles dazu wird in der Kooperation BioTechMed-Graz gebündelt.
Was konnte seit der Gründung der Steirischen Hochschulkonferenz 2011 in der Steiermark bewegt werden?
Eine verbesserte Wahrnehmung des Wissenschaftsstandortes Steiermark, sowohl national als auch international, ist erkennbar. Das lässt sich auch anhand vieler Best-Practice-Beispiele festmachen: zum Beispiel mit der erwähnten Kooperation BioTechMed-Graz, mit der naturwissenschaftlichen Kooperation NAWI Graz oder mit dem erfolgreichen Schulterschluss in der LehrerInnenbildung. Seit einem Jahr läuft hier bereits im Entwicklungsverbund Süd-Ost das gemeinsame Lehramtsstudium, damit nehmen wir als erste und einzige Region in Österreich eine Pionierrolle ein. Auf diesem Fundament müssen wir aufbauen und zusätzliche Initiativen setzen, um unsere Zusammenarbeit weiter zu verdichten.
Jetzt zur Zukunft: Wie soll sich der Hochschulraum Ihrer Meinung nach noch verändern?
Zum einen spielt sich Wissenschaft ausschließlich im internationalen Kontext ab, dazu braucht es die Vernetzung. Angesichts der massiven Investitionen in den tertiären Sektor, vor allem im asiatischen Raum, müssen wir neben einer adäquaten Ausstattung auf Vernetzung zwischen den Institutionen, also Schaffung kritischer Massen, und Kooperationen setzen.
Zum anderen erfordern komplexe Themen einen interdisziplinären Zugang, denn globale Herausforderungen, wie etwa der Klimawandel, Zivilisationskrankheiten und gesellschaftliche Veränderungen, lassen sich nur gemeinsam lösen. Diese und viele weitere brisante Fragen versuchen unsere ForscherInnen zu beantworten und Lösungen anzubieten. Gleichzeitig unterstreicht das die Relevanz von Forschung für die BürgerInnen. Auch dieser Rolle trägt der steirische Hochschulraum bei zahlreichen Veranstaltungen, wie bei der Langen Nacht der Forschung, ausgezeichnet Rechnung.
Donnerstag, 30.06.2016